1. Tag - Montag, 25.09.2006
An einem - doch recht sonnigen und schönen - Montag ließ ich mich von einer Bekannten nach Schönfeld in der Nähe von Dresden fahren. dort befindet sich die Führhundschule Sandra Melchers, welche ich vor zwei Jahren damit beauftragte einen für mich passenden Führhund zu finden.
Zwei Jahre sind schon eine lange Zeit, doch erst die letzten Wochen waren wirklich lang. Dass es zwei Jahre gedauert hat ist einfach erklärt, der Hund muss schon zu dem neuen Herrchen passen. Ich hatte am Ende sogar die Qual der Wahl, ich konnte aus zwei Hunden wählen. Zur Wahl standen ein Labrador und ein Bernersennen. Bei der Wahl ließ ich mich, neben zwei Treffen der Hunde, auch von Sandra beraten, welche die Hunde ja beide gut kannte und somit ihre Meinung für mich nicht unwichtig war.
Auf der Fahrt, die von Chemnitz aus ungefähr 1,5 Stunden dauert, schossen mir viele Dinge durch den Kopf. Szenen und Gedanken, die sich mit der Zukunft, der Vergangenheit und auch der Gegenwart beschäftigten. Ich hab mich während der Fahrt von einem Stück alten Leben verabschiedet und auf ein Stück Neues eingestellt. Warum auf ein Stück Neues Leben? Ganz einfach, einen Führhund zu bekommen, ist irgendwie vergleichbar mit dem ersten, oder auch zweiten Kind. Alte Gewohnheiten müssen gebrochen werden, dafür treten neue - die den Führhund betreffen - in Kraft. Man gibt ein Stück Freiheit auf, um letztendlich mehr Freiheit zu bekommen. Viele Bilder passierten mein inneres Auge, viele Fragen standen im Raum, Ängste, Hoffnungen und Träume fanden ihre Wege.
Bei Sandra angekommen, es war gegen 16:00 Uhr, ging es im Prinzip gleich los. Abby - ein Bernersennen - kam mit Sandra aus dem Haus auf mich zugelaufen. Erst mal eine kleine Begrüßung und die ersten Streicheleinheiten (nicht mit Sandra, mit Abby ;-)) folgten sogleich. Sandra und ich gingen mit Abby ins Haus und dort gab es erst einmal Kaffee. Und hier wartete schon die erste Prüfung auf mich.
Abby ist ein total süßer Hund und ich vermute, das weiß sie auch. Beim Kaffee trinken testete Abby erst mal aus, ob ich mich vom Kaffee trinken ablenken lasse und sie dafür streichele und lieb hab. Tja, da wurde es schon schwierig. Da sie so ne süße ist und auch eine ganz liebenswürdige Art hat um Streicheleinheiten zu bitten, hab ich sie zu Anfangs immer wieder geknuddelt und mein Kaffee wurde langsam kalt. Hier hab ich erst mal gelernt, das man manchmal auch mit Nichtbeachtung zeigt, das man gerade nicht schmusen, sondern seinen Kaffee trinken möchte. Also, den inneren "ich will sie knuddeln" Schweinehund bekämpft und sie, beim nächsten Versuch, einfach nicht beachtet. Und, siehe da, sie lässt ab und legt sich ganz brav hin - und das, ganz ohne Worte.
Nach dem Kaffee und vielen Fragen, die sich aus den Gesprächen ergeben haben, hat mir Sandra meine Ausrüstung für Abby gegeben und im Anschluss sind wir zur ersten Etappe aufgebrochen. Wir wollten einen kleinen Spaziergang in den Wald machen. Die kleinen Dorfstraßen, die uns zum Wald bringen sollten, haben wir gleich als Anlass genommen, Abby im Geschirr laufen zu lassen. Natürlich war nicht nur Abby, sondern auch ich aufgeregt und somit hatten wir den einen oder anderen kleineren Abstecher ins Grüne. Aber sie lief und ich gab mir mühe, mich von ihr führen zu lassen.
Der Umstieg von Stock auf Führhund ist gar nicht so einfach. Zu Anfang denkt man viel zu viel nach, dabei gibt man dem Führhund unbewusst Signale, die ihn unter Umständen auch unsicher machen. Erst wenn man sich ein wenig umgewöhnt hat und nicht mehr nachdenkt, sondern das Laufen und Führen lassen langsam in das Untergewusste schleicht, wird es bequemer und der Hund wird gleichermaßen auch sicherer beim Führen.
Ich vergleiche das ein wenig mit den ersten "Gehversuchen" mit einem Blindenstock. Zu Anfang muss man noch überlegen, dass man wirklich den Kreuzschritt einhält - bei dem der Stock immer auf der Seite "aufschlägt", auf der sich der Fuß gerade nicht vorne befindet. Irgendwann kommt aber Routine rein und diese Bewegung rückt in das Unterbewusste. Sobald das passiert ist, denkt man überhaupt nicht mehr drüber nach, selbst wenn man mal aus dem Takt gelangt, wird das unterbewusst richtig gestellt.
So ungefähr habe ich mich gefühlt. Ich habe zu viel nachgedacht und mich irgendwie ein wenig verkrampft, was Abby natürlich mitbekommen hat und somit hat sie scheinbar auch so ihre kleinen Startschwierigkeiten gehabt.
Aber, wir kamen heil und froh an. Ich habe Abby dann ausgeschirrt und ließ sie laufen. Hier probierten wir auch gleich aus, ob Abby eine Reaktion zeigt, wenn ich sie rufe. Und siehe da, ganz uninteressiert schien sie an mir ja nicht zu sein. Wir liefen also eine größere Runde durch den Wald und ab und an sollte ich Abby einfach mal rufen, das sie zu mir kommt. Während wir liefen und Abby beobachten, unterhielten wir uns über die verschiedensten Sachen und eine Frage führte zur nächsten.
Nachdem wir den Spaziergang beendet hatten, gingen wir wieder zurück, in das Haus von Sandra. Auch auf dem Heimweg ging Abby im Geschirr und ich war nicht wirklich weniger verkrampft als vorher, aber was will man schon nach ein paar Minuten erwarten.
Bei Sandra noch einen kurzen Stopp gemacht und dann ging es in die Pension, welche ein paar Fahrminuten von Sandras Haus entfernt liegt. Ich habe mir nicht viel über die Pension sagen lassen, einfach weil ich eher der Typ bin, der - um so mehr Informationen er über unbekannte Dinge bekommt - um so hibbeliger und aufgeregter wird. Ich mache mir dann zu viele Gedanken, wie es dort ist und ob es mir gefällt. Bei solchen Sachen, einfach rein ins kalte Wasser und gar keine Zeit zum nachdenken lassen.
In der Pension ging es recht schnell in mein Zimmer. Dort hat mir Sandra die groben Dinge, was die Fütterung von Abby, die Umgebung der Pension, das Essen gehen und einige Verhaltenstipps für Abby angeht, erklärt. Wir schauten in den Garten, in dem ich Abby auch alleine freilaufen lassen durfte und der für das Gassi gehen gedacht war.
Wieder im Zimmer angelangt gab es noch die letzten Tipps und Hinweise, dann war Sandra auch schon verschwunden. Eine Angestellte der Pension sollte mich gleich zum Essen abholen, da die Zimmer und die Gaststätte in zwei verschiedenen Häusern untergebracht sind. Also hatte ich nur wenige Minuten Zeit Abby zu füttern und mich selber fertig zu machen. Kaum war ich fertig und Abby satt, klopfte es schon an der Tür und es ging zum Essen.
Die Angestellte ging voraus und wir folgten ihr. Als wir im Speisesaal ankamen, setzten wir uns gleich bei der Tür an eine Sitzecke wo Abby neben dem Tisch noch ein wenig Platz hat, ohne im Weg zu liegen. Ich Bestellte und Abby war irgendwie bissel aus dem Häuschen. Frauchen ist einfach weggegangen, nun war ich an ihrer Stelle. Abby hat keine Dummheiten gemacht, sie war auch ganz artig, aber sie schnüffelte und schaute, legte sich aber nicht längere Zeit hin. Wenn sie einmal lag, habe ich auch den Fehler gemacht, ihr mit einem kleinen Streicheln zu deuten, das sie brav ist, schon stand sie wieder. Das Problem habe ich mittlerweile nicht mehr, wenn ich sie jetzt streichele, wenn sie liegt, dann bleibt sie auch liegen. Das war nur die ersten zwei Tage so, aber man lernt ja nie aus.
An diesen Abend war ich selber irgendwie unter Spannung, alles neu, Abby neben mir und fremde Umgebung. Von in Ruhe essen konnte man also nicht reden. Als ich fertig war und die Angestellte mich zum Zimmer brachte, gab es erst einmal ein paar Streicheleinheiten für Abby. Ich schaute mich dann noch ein wenig im Zimmer um und ging dann erstmalig allein mit Abby Gassi, wo sie auch ohne Leine laufen durfte.
Wir machten uns also fertig, mittlerweile war es ungefähr 21:15 Uhr. Wir gingen zusammen raus und ich führte sie ein wenig in den Garten rein, bis zu einem Punkt, den mir Sandra zeigte, von dem aus ich weiter ins innere des Gartens gelangen konnte. Ich sagte Abby, das sie sich setzen soll, sie war lieb und gehorchte. Ich nahm sie von der Leine und gab ihr zu verstehen, dass sie jetzt los machen kann. Ich ging ein wenig mit Stock durch den Garten und Abby schnüffelte mal hier, mal dort. Sie ist eine wahre Schnüffelmaschine. ;-) Irgendwann hörte ich ihr Glöckchen nicht mehr, also rief ich sie zu mir und sie gehorchte. Ich knuddelte sie ein wenig und gab ihr wieder zu verstehen, dass sie weitermachen kann (was immer sie auch gemacht hat). Nach einiger Zeit waren die Glöckchen wieder verstummt. Ich rief sie, doch keine Reaktion, ich rief sie erneut, erste Gedanken von Angst gingen mir durch den Kopf. Ein drittes rufen, doch keine Reaktion. Meine Angst stieg, Sandras Worte, "Bisher ist hier noch niemand ausgebüchst" halten in meinem Kopf wieder. Ich überlegte schon, was ich jetzt am Besten machen könnte, Handy liegt im Zimmer, Niemand weiter hier, was sollte ich tun? Auf einmal kam eine Glocke auf mich zu, in dem Moment viel mir wirklich ein Stein vom Herzen. Das Leuten der Glocke war auch nicht weit weg, einige Meter, nicht weit entfernt eben. Die kleine war also in meiner Nähe, hat aber evtl. gerade ein Geschäft gemacht und wer bitte lässt sich da mitten drinnen rufen? ;-)
Da mir das genug Aufregung für einen Tag war ließ ich Abby sitzen und band sie an die Leine. Wir drehten noch eine kleinere Runde und gingen dann langsam rein. Im Zimmer angekommen machte ich mich langsam Bett fertig. Sandra gab mir den Rat, das ich die ersten Tage noch mal Nachts mit ihr rausgehen sollte, einfach um ihr die Möglichkeit zu geben noch schnell ein Geschäft zu machen, denn durch die Aufregung könnte es sonst doch auch mal passieren, das sie ins Zimmer pinkelt. Ich stellte meinen Wecker also auf "mitten in der Nacht" und legte mich langsam hin, schaute noch ein paar Minuten Fernsehen, hatte davon aber bald die Nase voll. Also versuchte ich zu schlafen.
Was fühlt man, an so einem Tag. Ich glaube, so richtig realisieren kann man das alles in diesem Moment noch gar nicht. Man hat noch nicht wirklich die Zeit, um sich richtig mit dieser Änderung, dem neuen zu beschäftigen. viele Fragen suchten nach einer Antwort und viele Gefühle machten sich in mir breit.
Schlafen, richtig schön schlafen, das wäre toll gewesen. Nicht etwa das Abby was dagegen hatte, aber ich schlief die ganze Zeit halb wach. Ich konzentrierte mich mehr oder weniger darauf, ob Abby vielleicht unruhig wird, ob sie schlafen kann, was sie macht. Ab und zu döste ich ein wenig ein, wachte aber kurz darauf wieder auf, nur um zu horchen, was die Kleine gerade anstellt. Es war eine verdammt lange Nacht und das war noch nicht mal die Halbzeit. Als mein Wecker klingelte zog ich mich an, band Abby an und wir gingen in den Garten. Dort ließ ich sie wieder frei und wir drehten ein par langsame und müde Runden. Nach 10 Minuten oder vielleicht auch länger/kürzer gingen wir wieder rein und legten uns beide so schnell wie möglich wieder hin. Wir beide waren irgendwie müde und fertig.
Die zweite Hälfte der Nacht ging ein wenig besser, aber ich schlief immer noch sehr unruhig, ein Ohr offen, um Abby evtl. zu hören ...
2. Tag - Dienstag, 26.09.2006
Meine doch recht lange Nacht hörte plötzlich um 06:00 Uhr auf. Ich wollte mir und Abby genügend Zeit geben, um in die Gänge zu kommen. Also stand ich langsam auf, machte mich soweit fertig und überflog mal das Zimmer, ob Abby doch irgendwo eine Fütze o. ä. hingesetzt hat. Alles, was ich so abgegangen bin, war in Ordnung, also band ich Abby an die Leine und unser erster morgendlicher Gassigang begann.
Wir gingen in den Garten und ich lies sie von der Leine. Wir spazierten nun hin und her, Abby schnüffelte hier, schnüffelte dort und vielleicht hat sie auch ihr Geschäft gemacht, aber wie sollte ich das feststellen. Ungefähr nach einer viertel Stunde rief ich sie wieder zu mir und ich holte die Leine, welche sich in meiner Hosentasche befand raus. Wir gingen langsam auf den Eingang zu und ich merkte, dass meine Hosentasche irgendwie nach außen hing. Mein Schlüssel für die Zimmertür war weg. "Super!", dachte ich und mir ging die Muffe. Der Erste Tag fängt ja glänzend an. Nun hatte ich weder einen Schlüssel für das Zimmer, noch ein Handy um auch nur irgendwen anzurufen, denn das lag im Zimmer. Die Angestellte der Pension war für um 07:00 bestellt, Schätzungsweise war es aber erst halb, spätestens aber dreiviertel Sieben.
Was also machen? Ich überlegte hin und her, wollte aber nicht sinnlos herumstehen. Also entschied ich mich für das nächstliegende, ich versuchte einfach mit Abby von Haus A, zu Haus B zu gehen, meinen Stock hatte ich ja dabei, also, was soll schon groß passieren. Wir machten uns also auf den Weg in Haus B, was gegenüber von Haus A liegt, doch sind die Eingänge nicht auf gleicher Höhe, das wusste ich zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht. Ich ging aus dem Haus A raus und nahm Abby sehr kurz, damit sie mir ein wenig den Weg zeigen kann und ich nicht unbedingt an alle Autos renne, die dort parkten. Ich machte mich also blind auf den Weg, mit Abby als Begleiter. Wir kamen schon mal am richtigen Haus an, doch ich war zu weit links und so spazierten wir erst mal geradewegs am Haus vorbei. Da ich das Haus rechts neben mir bemerkte drehte ich um und ging wieder langsam zurück, da kam auch schon eine Angestellte des Hauses, die nach uns geschaut hatte, der wir dann folgen konnten. Ich schilderte ihr bei der Gelegenheit auch gleich noch die Sache mit dem Abhanden gekommenen Schlüssel und sie versprach mir, sich darum zu kümmern.
Im Essensraum angekommen setzten wir uns an unseren Platz vom Vortag und ich bekam mein Frühstück. Ich muss sagen, für den ersten Morgen war Abby ganz lieb. Sie lag fast die ganze Zeit, ließ sich von ein- und ausmarschierenden Menschen nicht beunruhigen und kam nur selten noch hoch, um mal kurz zu schnüffeln und zu schauen, ob Herrchen so lieb ist, und sie streichelt. Während des Essens kam auch die Angestellte wieder, die den Schlüssel zum Glück wieder gefunden hat und ihn mir überreichte.
Nach dem Essen lobte ich Abby erst mal, das sie so brav war, dann brachte uns eine Angestellte ins Zimmer. Schon bei diesem Weg zurück ins Zimmer, dachte ich darüber nach, diesen - sehr liebenswürdigen und netten Dienst - bald nicht mehr in Anspruch nehmen zu wollen. Im Zimmer angekommen machte ich mich fürs Training bereit und wartete darauf, das Sandra, welche für um 08:00 Uhr ihr kommen angekündigt hatte, eintrudelt.
Sandra kam wie besprochen und nach einem kleinen Austausch der neusten "Wie ist es gelaufen?" Ereignisse ging es auch schon los. Wir machten uns auf den Weg zum Jeep von Sandra und ließen Abby im Hundewagen Platz nehmen. Bei diesen Übungen achteten wir auch darauf, das ich den Ton und vor allem, das "wann es los geht" angebe. Erst wenn ich den "Startschuss" gegeben hatte, durfte Abby reinhüpfen. Als wir alle auf unseren Plätzen saßen ging die Fahrt nach Großenheim los und meine Neugier, auch ein wenig Angst ob alles Gut läuft und wie wir uns in der Stadt schlagen, und viele weitere Gedanken und Gefühle ergriffen mich bzw. gingen mir durch den Kopf. Da ich mich mit Sandra aber sehr gut verstehe und mir auch Fragen und Themen einfielen, die mich interessierten und die sich im Laufe der letzten Stunden so ergeben haben, so hatte ich nicht viel Zeit, mich von irgendwelchen Gefühlen oder Gedanken übermannen zu lassen. Wir redeten die ganze Fahrt und ich lernte Stück für Stück mehr, was die Thematik der Führhunde angeht, wie Sandra die einen oder anderen Sachen handhabt und sie erzählte mir auch die eine oder andere Geschichte von anderen Hunden.
In Großenheim angekommen fuhren wir in einen Park, auf den wir den Jeep stehen ließen. Bevor das wirkliche Training beginnt gingen wir erst noch eine Runde Gassi. So liefen wir also noch ein wenig durch den Park und übten das Herbeirufen, falls doch mal ein Auto oder ein Fußgänger kommt. Nicht das Abby auf Fußgänger losgeht, sie interessiert sich recht wenig für andere Dinge und bleibt meistens fein bei Herrchen. Aber wenn ich alleine bin, dann weiß ich nicht wer da kommt, und besser ist es, Abby dann bei sich zu haben und evtl. auch mal an die Leine nehmen zu können. Sandra sagte mir also immer, wenn etwas passiert, damit ich Abby bei Bedarf Rahnrufen kann. Das klappte, wenn man bedenkt, dass es der zweite Tag ist, schon ganz gut. Ein Auto kam, ich rief nach Abby, schwups war sie da. Als das Auto vorbei war, ließ ich sie weiter laufen, bis wir zu einer Stelle kamen, an der das Führtraining begann. Also auch ein Stück weit Gehorsamsübung.
Ich schürte Abby also ein und wir machten langsam los. Ich merkte wieder, dass ich total verkrampft bin, wusste aber, dass ich da erst mal durch muss. Wir gingen also eine große Runde durch Großenheim und Sandra beobachtete sowohl Abby, als auch mich ganz genau. Sandra gab mir die ersten Befehle, die ich ab diesem Zeitpunkt mir langsam einprägen und auch benutzen sollte. Es waren nicht viele, denn Sandra konzentriert sich zu Anfang erst mal darauf, dass das Laufen des neuen Teams an für sich funktioniert, packt also nicht gleich alles mögliche an Befehlen und Hindernissen/Situationen mit ein, die kommen könnten. Der Schwerpunkt zu Anfang liegt also mehr darin, sich auf den Führhund zu konzentrieren und locker zu werden. Die einzelnen Befehle und Situationen kommen dann nach und nach.
Während wir durch die Stadt liefen, hielt mich Sandra auf dem Laufenden, was um mich herum so passiert. Einfach deswegen, damit ich Abby und ihre Reaktionen verstehe und einordnen kann. Solange Sandra dabei ist, kann sie mir auf diesen Weg gut erklären, warum Abby vielleicht mal abgelenkt ist, mal trödelt oder gierig am Schnüffeln ist. Dadurch das mich Sandra da immer auf dem laufenden hielt, konnte ich auch Stück für Stück einordnen, was ich bei den einzelnen Situationen am Geschirr selber fühle und ich konnte mich evtl. auch schon vorher darauf gefasst machen, wenn ein Hund kommt.
Bevor das Training in der Stadt begann, fragte ich mich immer, wieso in den meisten Fällen die erste Einweisungswoche nicht in der eigenen, sondern in der Stadt des Trainers stattfindet. Diese Frage konnte ich bald selbst beantworten. Meiner Meinung nach hat es einen großen Vorteil, wenn die Einweisung in einer Stadt beginnt, in der man sich meistens nicht auskennt. So bleibt einen gar nichts anderes übrig, als sich einzig und alleine auf seinen neuen Freund zu konzentrieren. Wenn ich mir vorstelle, dass wir gleich in Chemnitz gestartet hätten, wäre ich unter Umständen wohl eher damit beschäftigt gewesen, meinen Weg durch Chemnitz zu suchen. Auf Abby hätte ich mich dann vermutlich zweitrangig konzentriert. Aber so konnte ich die Stadt vergessen, denn ausgekannt hab ich mich dort eh nicht, aber dafür Abby umso mehr.
Sandra arbeitet viel mit Leckerlis für ihre Hunde. Dies gibt sie auch so im Training weiter, so dass wir einen Versuch gestartet haben, Abby mit Leckerlis zu belohnen, wenn sie etwas richtig macht. An diesem Tag konnten wir das total vergessen. Ich habe ihr ein Leckerli gegeben und der Ofen war aus. Sie versuchte sich dann immer zu den Leckerlis zu drehen und wurde unkonzentriert. Also haben wir das vorerst gelassen und dann lief sie wieder.
Wir gingen also eine große Runde und steuerten nach der Hälfte unseres Vormittagsweges einen Bäcker an, bei dem Sandra wohl Stammgast ist. Dort bestellten wir Getränke und setzten uns hin. Abby machte es sich bequem und schlief ein wenig. Sandra und ich unterhielten uns derweil über die bisherige Strecke, evtl. Probleme und Hinweise. Diese Pause war für uns alle sehr angenehm, Abby war sicherlich geschafft. Sandra erwähnte auch mal, das es sein kann, das Abby die ersten Tage kaum schläft, einfach weil alles neu ist und sie sicher auch sehr aufgeregt ist. Wenn wir dann so gemütlich saßen und nicht abhauen konnten, ohne dass es Abby gemerkt hätte, konnte sie ein kleines Nickerchen machen.
Wir machten uns soweit fertig und Sandra gab mir noch ein paar Tipps was Gaststätten und den Aufbruch angeht. Am Besten und schönsten ist es, wenn der Führhund nach Möglichkeit so lange wie möglich liegen bleibt, damit Herrchen sich in Ruhe anziehen kann. Erst dann sollte man den Führhund zum erheben bewegen und seinen Weg fortsetzen.
Wir setzten unseren Weg fort und machten uns auf den Heimweg. Großenheim ist zwar nicht groß, aber es bietet alles, was man braucht. Enge Wege, viele Hindernisse und Autos, die nah an einem vorbeirauschen. Abby lässt sich von solchen Sachen nicht unterkriegen, wenn sie solche Dinge stören, dann lässt sie sich nichts anmerken. Die morgendliche Runde ging mehr auf den nicht so mit Menschen gefüllten Wegen, mehr um das Zentrum rum, als hindurch.
Wir machten einen kleinen Abstecher in eine Tierhandlung um Abby erst einmal richtig leckere Dinge zu kaufen. Bei dieser Gelegenheit gab mir Sandra einige Tipps für Leckerlis und für das Essen selbst mit. Nachdem wir alles zusammen hatten, was im Moment von Nöten war, setzten wir unseren Weg fort.
Ich merkte sehr oft, dass ich Abby noch nicht so wirklich vertraue, das ich mich noch nicht so leicht von ihr lenken lasse, wie sie es gern hätte. Da ich öfters gezögert habe, wenn sie lenken wollte, wurde sie ein wenig unsicher und somit führte sie auch mal dort hin, wo eine Sackgasse vorprogrammiert war.
Als wir auf der Zielgeraden waren, begann Abby auf einmal richtig gas zu geben. Sie kann schnell, wenn sie will und sich sicher fühlt. Ich versuchte mich an ihr Tempo anzupassen, was beim lenken sicher ulkig ausgesehen hat. Wie ich schon erwähnte denkt man zu Anfangs zu viel nach, daher dauert es auch ein wenig, wenn der Hund lenkt, der Impuls langsam in den Kopf geht, dort verarbeitet und umgesetzt wird. Somit schwankte ich ab und zu schon ein wenig. Das gilt natürlich nicht nur fürs langsame gehen, denn um so schneller der Führhund läuft, umso schneller sind die Bewegungsabläufe und umso mehr hängt man manchmal nach.
Einige Meter vor dem Park, in dem das Auto stand, gibt es eine hübsche Ecke, wo sich die großen Müllcontainer befinden. Hier gibt es zwei Wege, ein breiter links neben den Container vorbei, ein schmaler rechts. Hier hab ich Abby dann verunsichert und Sandra erklärte mir dann, dass die meisten Hunde hier zu Anfang mit ihrem neuen Herrchen Probleme haben. Sie haben zwei Möglichkeiten um die Container zu kommen, entscheiden sich meist für den linken breiteren Weg. Doch wenn das Herrchen nicht gleich mit zieht und sich nicht flüssig lenken lässt, so wird der Hund unsicher. Da Hunde meistens beim nach Links ziehen mehr Probleme haben als beim nach Rechts ziehen, so kommen sie an so einer Stelle gut ins "schleudern".
Wir gingen also langsam und mit ein wenig Mutmache für Abby um die Container herum um dann zum Endspurt anzulegen. Wir haben uns schon gewundert, warum Abby so schnell in den Park wollte, spielten auch schon mit dem Gedanken, dass da jemand verdammt dringend muss, was dann auch der Fall war. Als wir im Park angekommen, Abby ausgeschirrt und losgegangen sind, ist Abby erst mal für kleine Bernersennen gegangen.
Nach einer kleinen Runde durch den Park und einigen Gesprächen, gingen wir zum Auto und machten uns auf den Weg zur Pension. Wieder unterhielten wir uns und besprachen die Ereignisse der letzten Runde. Am Ziel angekommen bat ich Sandra mir das Grundstück ein wenig genauer zu erklären. Wie oben schon geschrieben, spielte ich mit einem Gedanken.
Das Grundstück ist eigentlich einfach, zwei Häuser (Haus A: Zimmer, Haus B: Essen). Zwischen diesen beiden Häusern befindet sich eine Scheunenanlage und in der Mitte aller drei Gebäude ist der Parkplatz. Das ganze ist also aufgebaut wie ein U. Möchte man also vom einen Haus, in das andere, so muss man sich ein wenig rechts halten, um den Eingang zu erwischen.
Sandra sagte mir, dass ich Abby ruhig auch an der Leine Befehle geben kann, die sie sonst nur im Geschirr bekommen würde. Wenn sich ein Team eingespielt hat, dann funktioniert so was auch mal ohne Geschirr. Aber man sollte den Hund nicht bestrafen oder Tadeln, wenn er - so fern ohne Geschirr - einen Befehl nicht richtig ausführt. Er hat ja eigentlich Freizeit und wenn er ohne Geschirr noch solche Leistungen bringt, ist das eher ein Feature.
Sandra erklärte mir also, wie ich von Haus A zu Haus B komme. Nachdem wir die Startzeit für die zweite Runde festgelegt hatten verabschiedeten wir uns voneinander und Sandra machte sich auf den Heimweg. Nun waren wir beide wieder alleine. Ich kuschelte ein wenig mit Abby und überlegte, was ich jetzt anstelle. mehrere Stunden Abby streicheln ist schön, sie ist auch zu niedlich und zu putzig, aber irgendwie knurrte mir der Magen. Spätestens wenn der zu laut wird, macht das alles nicht mehr so den Spaß.
Ich entschied mich also, das neu erworbene Wissen über das Grundstück und Abby einzusetzen, um zukünftig alleine essen gehen zu können. Auf diesem Wege bräuchte ich keinen Zeitplan einhalten, die Angestellten hätten eine Aufgabe weniger und egal wie oft ich mich verlaufe oder von Abby auf Abwege bringen lasse, ein Stück Freiheit konnte ich mir so sichern.
Wir gingen also los, mit dem Kommando "Such rechts Eingang", veranlasste ich Abby, den Eingang auf der anderen Seite zu suchen. Wir kamen zwar eins zwei Meter zu weit rechts raus, da dort irgendwelche Interessante Sachen zum Schnüffeln standen, aber wir fanden nach einem kleinen Hinweis eines anderen Gastes den Weg in das Haus. Im Haus gab ich Abby mit "voran" und anderen kleineren Befehlen einige Hinweise für unser Weiterkommen. Da ich bei den letzten beiden Essenswegen ein wenig aufgepasst hatte und Abby das ja auch schon kannte, kamen wir recht zügig im Speisesaal an.
Diesmal gab es nicht unsere Stammecke, sondern einen Tisch weiter. Dafür wurde Abby erst einmal bestaunt wie verrückt, wie süß sie doch sei. Ich glaub daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Nun, ich bestellte mein Essen und Abby war eine ganz liebe und legte sich schön neben mich. diesmal war sie noch ruhiger als am Vormittag. Sobald ich das gegessen hatte gingen wir wieder zurück.
Nun musste ich also von Haus B zu Haus A. Im Prinzip genau so einfach, jedoch hatte es nicht ganz so geklappt. In diesem Fall wusste ich aber nicht, warum es schief ging. Ich war mir sicher dass wir in die richtige Richtung und auch leicht nach Rechts unterwegs waren. Auf einmal kam ein Mann, der meinte ich wäre falsch und müsste ein wenig nach links, ich bewegte mich nach links und hinter mir - im Eingang - stand eine der Angestellten, die meinte, ich müsste wieder nach Rechts. Hmm ... ein hin und her hier. Nun gut, am Ende fand ich den Eingang und wir gingen ins Zimmer, wo wir uns noch ausruhten, bis es dann um 15:15 Uhr weitergehen sollte.
Sandra kam pünktlich und wir machten uns auf zur zweiten Runde. Auf der Fahrt erzählte ich ihr die jüngsten Ereignisse und stellte Fragen, die mir so durch den Kopf gingen. Auch diesmal hatten wir keine Langeweile. Nach einer weiteren Runde im Park ging es wieder ans Laufen mit Geschirr. Auch in diesem Fall liefen wir eine Runde durch Großenheim, teilweise denselben Weg, wie am Morgen. Das Laufen ging minimal, aber noch nicht spürbar besser, ich war immer noch verkrampft. Die Nachmittagsrunde war kürzer und ging auch schon besser. Wir gaben uns ja auch beide große Mühe. Zu dieser Zeit ist Abby gern sehr knapp gelaufen, d. h. sehr auf die Seite fixiert, auf der ich lief. Auch schaute sie öfters, ob Frauchen denn noch da ist, aber ihr ein wenig Platz auf dem Gehweg zu lassen, war zu diesem Zeitpunkt noch zu viel.
Abby war sicherlich sehr aufgeregt, ich will gar nicht wissen wie es sich für sie angefühlt hat, mich führen zu müssen. Aber es spielte sich Schritt für Schritt ein wenig mehr ein. Nachdem die Runde beendet war, gingen wir wieder durch den Park wo Abby freilaufen konnte. Im Anschluss ging es wieder in die Pension und ich verabschiedete mich kurz darauf von Sandra.
Ich fütterte Abby und wir gingen zum Essen. Der Weg zum Essen klappte diesmal super, sie fand den Eingang gleich. Nach dem Essen ging es wieder Richtung Zimmer, doch diesmal war Abby anderer Meinung. Wir trotteten ein wenig hin und ein wenig her, und ich war doch ein wenig verwirrt. Abby zeigte mir zwar einen Eingang, der auch auf der richtigen Häuser Seite lag, jedoch war es der falsche. Nach einigen Versuchen den richtigen Eingang zu finden bemerkte uns ein Herr von der Gaststätte der uns dann ein Stück zur Tür mitnahm. Nun sind wir noch mal Gassi gegangen um dann recht schnell ins Bett zu kommen. Denn ich für meinen Teil war doch schon recht K. O.
Man mag es kaum Glauben, aber so ein Tag schlaucht doch schon irgendwie. Ich denke, das hängt auch viel damit zusammen, das alles Neu ist. Später, wenn man ein eingespieltes Team ist, ist sicher nicht mehr so viel Anstrengung dabei, aber an diesem Tag war ich froh, als ich im Bett lag.
Wieder stellte ich meinen Wecker, um Abby nachts die Möglichkeit zu geben, noch mal ein dringendes Geschäft zu erledigen. Ich schlief diesmal ein klein wenig besser, aber noch nicht der Rede wert. Ich horchte die ganze Zeit, wie die Mutter auf ihr Kind horchen würde, ob Abby schläft oder unruhig ist. Irgendwann schlief ich ein wenig und der Wecker zerstörte meine Träume.
Nach einer kurzen mitternächtlichen Pause ging es wieder ins Bett ...
3. Tag - Mittwoch, 27.09.2006
Auch diese Nacht war unheimlich lang, aber im Gegensatz zur vorigen Nacht, doch schon besser. Diesmal bin ich ein wenig später aufgestanden, da ich ungefähr wusste, wie lange ich für alles brauche. Nach dem ich aufgestanden war und mich fertig gemacht hatte, schaute ich noch mal, so fern möglich, durch das Zimmer, ob alles heil geblieben ist. Auch diesmal war Abby brav und hat nichts verloren, was nicht in das Zimmer gehört hätte.
Damit sich Abby lösen konnte, gingen wir also unsere morgendliche Runde im Garten und gleich danach zum Essen. Der Weg zum Essen hat sehr gut geklappt und während des Essens war Abby auch super lieb. Der Rückweg war ein wenig abenteuerlicher, da Abby ihre Neugier nicht zügeln konnte und ein wenig schauen wollte. Als wir den Speisesaal verließen wollte Abby erst mal das Haus erkunden und führte mich mal in einen Raum der Küche und zeigte mir im Anschluss das WC (gut zu wissen, wo es ist ;-)). Diesmal fanden wir hingegen den Weg in das Haus mit den Zimmern schneller, obgleich Abby auch wieder ein wenig zu den Hunden wollte. Als ich diese dann hörte, ging ich ein bisschen mehr nach Links, um die Tür zu treffen. Den Eingang selbst zeigte mir dann Abby, als ich "such Eingang" sagte.
Im Zimmer angekommen machte ich noch letzte Vorbereitungen bevor Sandra pünktlich um 08:00 Uhr auf der Matte stand. Nach einem kleinen Lagebericht und den aktuellsten Neuigkeiten machten wir uns auf den Weg in den Park. Dort angekommen konnte Abby erst mal wieder ihren Freilauf genießen, wobei auch diesmal ein wenig Gehorsamsübungen gemacht wurden. Als die Runde gedreht und Abby im Geschirr war, ging es mit der dritten Runde in Großenheim los.
Wir probierten es erneut mit Leckerlis, diesmal ging es schon viel besser. Wenn sie ein Leckerli bekam, dann blieb sie trotzdem so stehen, wie sie stand und sie versuchte auch nicht, nach weiteren zu betteln. Jedoch hat Abby eine sehr liebenswürdige Art, manche Sachen trotzdem unauffällig zu erbitten, dazu aber später mehr.
Irgendwie ist Abby doch sehr dreist und testet aus, wie sie mich am Besten an der Nase herumführen kann. Sie ist auch eine gerissene Maus, bei ihr geht das Schnüffeln manchmal über alles, das lässt sie sich dann auch schwer nehmen. Wir gingen schön an einer Straße entlang und zu Abbys linker Seite gab es scheinbar viel zu schnüffeln. Sie drehte also den Kopf nach links und schnüffelte. Sandra sagte mir, dass sie wieder wie ein Weltmeister schnüffelte und ich ermahnte Abby erst einmal mit einem "pfui". Abby fühlte sich ertappt und ging gleich einen Schritt schneller. Doch anstatt mit dem Schnüffeln aufzuhören, schnüffelte sie ganz unauffällig, ohne den Kopf zu drehen, im gleichen schnelleren Schritttempo weiter. Das bemerkte ich im Geschirr natürlich überhaupt nicht, Sandra sah es aber an der Bewegung der Nasenflügel von Abby, beschrieb es mir und wir amüsierten uns über dieses doch recht komische Bild. Natürlich hätte ich Abby auch wieder mit "pfui" belehren können, aber wozu? Später, wenn ich alleine gehe, würde ich diese Art von Schnüffeln nicht bemerken und solange Abby auch ein ordentliches Tempo drauf hat, kann sie ja unauffällig schnüffeln. Hier eine Maßnahme zu finden - so sind Sandra und ich uns einig - ist sehr sinnlos und auch nicht wirksam.
Langsam zeigte auch das Üben im Geschirr erste Fortschritte. Diese Runde ging schon um einiges besser. ich persönlich war ein wenig entkrampfter, ging somit auch besser mit Abbys Bewegungen mit. Auch sind einige Befehle, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gelernt habe und welche mich doch noch beschäftigten, schon mit weniger Nachdenken, dafür ein wenig sicherer und passender über meine Lippen gekommen.
Wir machten unsere kleine Pause in dem schon erwähnten Bäcker, dort konnten wir uns ein wenig ausruhen und wieder über neue Fragen reden. Auch bekam ich wieder nützliche Hinweise und Tipps rund um Hunde. Sandra hat eine - meiner Meinung nach - schöne und anschauliche Art über und mit den Tieren zu reden. Sie versucht, wenn es ein Problem gibt, immer zu ergründen, was den Hund an dieser Stelle beschäftigt hat, was ihm durch den Kopf gegangen sein könnte. Danach kann man meistens den Hund besser verstehen und findet auch eher Lösungen für ein Problem. Sie versucht sich also, in den Hund reinzuversetzen, was sicher nicht so einfach ist. Wie könnte ein Hund die Umwelt wahrnehmen? Was sieht er? Auch über solche Dinge und vieles mehr unterhielten wir uns ab und an.
Wir begaben uns auf den Heimweg und Abby konnte - bevor wir losfuhren - wieder eine schöne Runde durch den Park drehen. Was bei Bernersennen scheinbar Rassentypisch ist, sie bleiben eher in der Nähe vom Herrchen. In den meisten Fällen also, machen sie ihre Runden um das Herrchen, schnüffeln hier, schnüffeln dort, bewegen sich aber nicht zu weit weg. Ein wenig anders kann es dann natürlich sein, wenn auch andere Hunde mit ins Spiel kommen, da erweitern sie den Umkreis doch schon ein wenig. Wir gingen also langsam zum Auto und machten die alte Übung mit dem Einsteigen. D. h. erst wenn ich das OK gab, durfte Abby auch in den Wagen hüpfen. Dies funktionierte wieder einmal super, also konnten wir gleich losfahren.
In der Pension angekommen verabschiedete ich mich von Sandra und machte mit Abby noch ein paar Gehorsamsübungen die ich, sofern sie klappten, mit einem Leckerli belohnte. Im Anschluss gingen wir auch gleich zum Mittagessen. Also nahm ich Abby an die Leine und wir gingen zum anderen Haus. Der Weg hinwärts klappte diesmal auch sehr gut, Abby scheint durch den Geruch des Essens magisch angezogen zu werden. Ich sagte Abby mit "such rechts Eingang", das sie den Eingang, der von unserer Position aus mehr rechts lag, ansteuern sollte, was sie auch tat. Daraufhin lobte ich die kleine natürlich.
Nach dem Essen machten wir uns wieder auf den Weg ins Zimmer. Auch diesmal wollte Abby nicht so, wie ich es gern gewollt hätte. Sie lenkte fast unauffällig nach rechts zu den Hunden. Nur konnte sie mich nicht veräppeln, da genau im Eingang Musik lief, was ich wusste. Also bewegte ich mich schön auf die Musik zu, somit waren wir recht schnell im Zimmer. In diesem angekommen machten wir beide noch eine Pause, ich hörte ein Hörspiel und legte mich derweil aufs Bett. Abby machte es sich vorm Bett gemütlich und schlummerte ein wenig.
Um 15:15 Uhr kam Sandra und wir machten schnell los, da es schon verdächtig nach Regen aussah. Wir fuhren also nach Großenheim, drehten - wie gehabt - die Gassirunde im Freilauf und Schirrten Abby dann ein. Nach einigen Metern passierte natürlich genau das, was wir befürchtet haben, es begann zu Regnen. Erst ein wenig Nieseln, was nicht so schlimm ist, dann wurde es doch schon ein wenig stärker. Aber da wir nicht aus Zucker sind, ließen wir uns davon jedoch nicht weiter beirren, geschweige denn zur Heimkehr überreden, auch wenn es immer feuchter und kälter wurde.
Wir kamen, es regnete natürlich noch, an eine etwas engere Stelle wo Abby ein Seitenhindernis wohl nicht für voll genommen hatte, denn sie ging nicht weit genug nach links, so das ich auch durchgepasst hätte. Die Engstelle selbst bestand aus Mülleimern und einem Straßenschild. Abby musste eines der Hindernisse anzeigen oder korrekt nach links ausweichen, damit wir ohne Schleifspuren passieren konnten. Hier zeigten wir auch mal unseren Dickkopf und wiederholten die Übung 3 Mal, bis Abby einen großen Bogen um das Hindernis gemacht hat. Aber sie kann es, wenn sie will. Natürlich gab es dann auch entsprechend Lob - es soll ja auch Spaß machen, Schwierigkeiten zu meistern.
Da der Regen doch langsam lästig wurde entschlossen wir uns, noch einmal den Bäcker aufzusuchen um uns dort ein wenig aufzuwärmen und einen kleinen Kaffee zu trinken. Gesagt, getan. Wie es natürlich meist ist, wir saßen im Bäcker, der Regen hörte auf. Wie hätte es auch anders sein sollen? Nach unserer Pause gingen wir zurück zum Park, diesmal verkürzten wir jedoch die Runde, um nicht noch einmal in den Regen zu kommen.
Auf den Weg zum Park kam wieder die Stelle mit den Containern. Hier sagte mir Sandra vorher noch bescheit, dass ich mich möglichst einfach lenken lassen und immer fein mitgehen soll. Ich gab mir Mühe und wir schafften es sogar schön um die Container zu laufen, wo wir am Tag zu vor noch Probleme hatten. Dafür bekam Abby natürlich ein dickes Lob. Im Park gab es wieder Freilauf und wir unterhielten uns und beobachteten Abby die ihre Schnüffelrunden drehte.
Wir fuhren zurück und verabschiedeten uns recht zügig. Diese kleinen Trainingsrunden sind letztlich doch recht anstrengend. Ich war heil froh, endlich ein wenig Ruhe zu haben und entspannen zu können. Wir machten im Zimmer noch eine kleine Pause. Ich machte mich erst mal soweit fertig und frisch. Als ich wieder aus dem Bad kam und mich ein wenig ausstrecken wollte um einige Minuten alle Viere von mich strecken zu können, lauste mich doch der Affe. Ich hörte Abby an irgendetwas knabbern, doch hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Sandra hat Abby zuvor noch nie auch nur das geringste Interesse an Spielzeug sehen haben, daher stand Spielzeug auch weiter hinten auf der Liste. Doch nun, kaute sie an irgendwas, was sicherlich nichts zu Futtern war und das wusste Abby ganz genau. Ich schaute hin und was hatte sie da ganz nass gesabbert und als Kauartikel missbraucht, meinen MP3 Player, der glücklicherweise in einer Ledertasche war und ganz ohne Schaden blieb. Ich nahm mein Gerät, welches Abby klangheimlich vom Nachttisch entwendet hat, zurück und gab ihr zu verstehen, dass dieses Gerät nichts für sie ist. Ich legte es wieder auf den Nachttisch und sie rührte ihn nie wieder an. Doch kurze Zeit später fand sie wohl Gefallen an meinen Hausschuhen, sie schnappte sich einen und wollte den ein wenig zerkauen. Natürlich hatte ich auch was dagegen, aber sie holte sich den Hausschuh öfters. Also mit Hausschuhen hat sie es wohl, das muss ich bei Gelegenheit mal ausprobieren, dachte ich mir so.
Ich fütterte gleich erst mal Abby damit sie beschäftigt war und wir im Anschluss zum Essen gehen konnten. Der Weg hinwärts lief diesmal auch ganz gut, wir haben uns ungefähr zwei Meter zu weit Rechts befunden. Nach einem erneuten "such Eingang" ging Abby aber zur richtigen Stelle. Ich aß gemütlich und Abby war wieder eine ganz liebe. Irgendwann kam auch ein Pärchen mit einem Hund in die Gaststätte, die beiden begrüßten sich schnuppernder Weise und Abby legte sich wieder ganz brav hin. Ab und zu hörte man von Abby ein schniefen, was wohl die Kontaktaufnahme zu dem anderen Hund darstellen sollte. Aber er war scheinbar uninteressiert.
Nach dem Essen gingen wir langsam Richtung Ausgang, Abby wollte wieder eine kleine Runde durchs Haus drehen, diesmal wusste ich aber bescheit und konnte gemütlich und ruhig dagegen wirken.
Auf dem Weg zum anderen Haus drehten wir, wie meistens, eine Ehrenrunde. Diesmal sogar eine große. Einmal links ums Haus, einmal über eine Wiese und wer weiß, wo wir noch überall lang gegangen sind. Ich persönlich verlier selten die Nerven, so blieb ich also ganz ruhig und nahm es einfach als kleine Gassirunde. Den richtigen Weg fand ich nach kurzem Nachdenken ganz einfach. Mir viel schon länger ein lautes Geräusch auf, was wohl eine Abzugshaube o. ä. darstellen sollte. Dieses Geräusch kam von dem Haus, wo ich Essen war. Zu erst lief ich also direkt auf das Geräusch zu und brachte es in meine Nähe. Später drehte ich mich so, das dieses Geräusch links hinten zu hören war und dann ging ich langsam weiter. Nun noch an Abby "such Eingang" gegeben und kurze Zeit darauf, waren wir im Zimmer.
Einer der Vorteile eines Blindenführhundes, wenn man sich verläuft, liegt auf der Hand. Ist man mit einem Führhund unterwegs und hat sich vielleicht ein wenig verlaufen, so fühlt man sich irgendwie besser und sicherer, man ist nicht alleine und kann der Sache auch was Gutes abgewinnen. Man geht eben noch ein wenig Gassi, schaut sich dabei um und trifft in vielen Fällen wieder auf bekannte Sachen. Ist man jedoch alleine ohne Führhund unterwegs, so sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Man sucht nach Anhaltspunkten wo man sein könnte, geht hin und her, ist aber völlig auf sich alleine gestellt. Es ist einfach wesentlich unangenehmer sich alleine zu verlaufen. Mit Hund, kann man sagen, man geht Gassi, aber was soll man sagen, wenn man alleine ist? Ich gehe Gassi? Ich persönlich fühle mich, wenn ich mit Abby eine Ehrenrunde drehe, bei weitem nicht so, wie ich mich damals nur mit Stock gefühlt habe. Man hat gewissermaßen eine Ausrede für seine Orientierungs- und Planlosigkeit. :-)
Da ich Abby noch die Möglichkeit für ihr Geschäft geben wollte, gingen wir im Anschluss gleich noch in den Garten. Da ich nicht genau wusste, ob die Bauarbeiter, die an den Scheunen gearbeitet hatten, alle Eingänge zum Garten geschlossen hatten, ließ ich Abby dieses Mal an der Leine.
Ich ließ mich also von ihr ein wenig durch den Garten, welcher, wie ich feststellen musste, wesentlich größer zu sein scheint, als ich angenommen hatte, führen. Da der Garten eben alles andere als klein ist und dort auch einige Bäume zu finden sind, ging der Weg nicht immer gerade aus. Abby ist ja um einiges kleiner als ich und kann sich somit auch unter dingen durchbewegen, wo ich oben an Äste und Sträucher stoße. Somit mussten wir öfters unsere Richtung korrigieren. Das wäre, in einer wirklich unbekannten Umgebung ein fataler Fehler gewesen. natürlich wusste ich nach einigen Hindernissen nicht mehr, wo genau wir uns eigentlich befanden. Und, wie es der Zufall so wollte, begann es natürlich auch zu Regnen. Wir suchten also etwas länger den Weg nach Hause, die Gassirunde im Garten wurde also sehr lang und nass.
Endlich im Zimmer angekommen machte ich Abby noch ein wenig trocken, dann ging es langsam in Richtung Bett. Diese Nacht war schon um einiges angenehmer. Ich schlief, im Gegensatz zu den letzten Nächten, schon wesentlich besser und wir probierten es dieses Mal ohne nächtlichen Spaziergang im Namen der Morgentoilette aus.
Und, es wurde morgen ...
4. Tag - Donnerstag, 28.09.2006
Ein neuer Tag beginnt, schönes Wetter und diese Nacht gab es auf jeden Fall mehr Schlaf für uns. Wir standen um 06:30 Uhr auf und ich machte mich soweit fertig. Dann gingen wir erst einmal Gassi. Meine Sorge vom Vortag, dass das Tor oder eine andere Tür nicht zu seien, war nicht mehr so groß, warum auch immer. Also Schaute ich nach dem einen Tor, welches - so fern die Bauarbeiter da sind - offen ist - und vergewisserte mich, das das Tor auch wirklich zu ist. Das war zu, also hoffte ich in diesem Fall, das der Rest, der nicht so häufig aufgemacht wird, auch zu ist.
Ich habe vielleicht schon einmal erwähnt, das Abby ein wahres Fressmonster ist?
An diesem Morgen zeigte Abby ihre wahre Natur, welche lautet, alles Fressen, was nur irgendwie möglich ist, man könnte ja verhungern. Ich ließ Abby also von der Leine und ging ein wenig durch den Garten. Rief sie ab und an, was auch klappte. Irgendwas fand die Kleine im Garten, denn ich hörte sie irgendwann kauen und fragte mich, was sie da haben könnte. Ich ging zu ihr und versuchte, es ihr aus dem Mund zu holen, doch das klappte nicht wirklich. irgendwie hat sie es am Ende leider noch schneller verspeist als ich es überhaupt realisieren konnte. So was machen Hunde sicher öfters, ich kenne das von unseren früheren Hunden, aber ein wenig kann es schon beunruhigen.
Als die Gassirunde zu Ende war, gingen wir gleich zum Essen. Diesmal kamen wir gleich richtig an, wofür Abby natürlich belohnt wurde. Beim Essen war sie wieder schön brav und ich war stolz auf sie und streichelte sie auch ab und an.
Nach dem Essen gingen wir geradewegs in das Haus mit dem Zimmern, wobei es diesmal, wenn ich mich recht entsinne, auch auf Anhieb geklappt hat. Wenn sie Will, dann kann sie auch.
Im Zimmer angekommen machte ich mich Abfahrtsbereit und kaum war es um 08:00 Uhr, kam auch Sandra. Pünktlich wie die Maurers, würde ich meinen. ;-) Ich erzählte ihr erst einmal, das Abby gestern Interesse an meinem MP3 Player und meinen Schuh gezeigt hat. Sandra reagierte mit Erstaunen, da sie, wie schon erwähnt, bislang bei Abby noch kein Interesse für Spielzeug o. ä. feststellen konnte. Wir entschieden uns also, bei nächster Gelegenheit, also in wenigen Minuten, die Tierhandlung aufzusuchen um Spielzeug zu kaufen.
Wir fuhren also in den Park um Abby erst einmal Freilauf zu geben. Sobald sie dann eingeschirrt war ging es auch schon los.
Abby ist - wohl rassebedingt - ein Sturkopf schlecht hin, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht auch gerissen sein kann. Für Futter macht sie letztlich doch alles, auch wenn das bedeutet, sich selbst mehr Arbeit als nötig zu machen. Ziemlich am Anfang der Strecke, mussten wir immer über einen Bahnübergang der Höhenhindernisse aufweißt. Abby ist artig und zeigt das erste Höhenhindernis an, bekommt dafür natürlich ein Leckerli. Wir gehen weiter und Abby, die ihren eigenen kleinen Abstecher schon geplant hatte, zeigte mir auch das nächste Höhenhindernis an. Unter normalen Umständen wäre das Super gewesen, doch in diesem Fall war es eine kleine - nicht dumme - Abby, die uns bzw. mich reinlegen wollte. Sie hatte nach dem Überqueren der Bahnschienen noch genügend Platz zu dem Hindernis, hätte also in Ruhe weiter gerade ausgehen können. Aber nicht Abby, sie läuft unmerklich nach rechts, um so erst auf den richtigen Kurs zu kommen. Abby zeigt das Hindernis korrekt an und blickt mich, in Erwartung einer Belohnung für diese tolle Leistung, an. Nur misst, dass Sandra das gesehen hat, denn für Austricksen und arglistige Täuschung gibt es kein Leckerli. Die Mühe war also für umsonst. Aber wir mussten herzhaft Lachen, über diese kleine Hundedame.
Unser Weg führte uns diesmal auch durch die Innenstadt, durch Passagen und andere Wege. In der Fußgängerpassage konzentrierte sich Abby überhaupt nicht auf die Arbeit und kassierte erst einmal einen dicken Nörgler da sie sich ablenken lies und völlig vergaß, dass sie arbeiten muss. Ein von ihr eigens vorgeschlagener Weg war überhaupt nicht mit dem von uns geplanten Weg vereinbar. Nach einer Zurechtweisung bezüglich ihrer Pflichten, welche sie über sich ergehen lassen musste, ging es wieder ganz gut. Auch ließen wir unsere Pause nicht aus, denn dort hatten wir immer Gelegenheit in Ruhe über alles zu reden.
Ich persönlich fand diese Pausen wirklich sehr praktisch. Nicht nur wegen der Pause an für sich, weil man sich ausruhen konnte, sondern auch, wegen dem schon erwähnten Reden. Nicht das wir beim Laufen nicht Reden würden/könnten, nur muss man sich doch auch konzentrieren, was man beim Sitzen eher weniger machen muss.
Auch in dieser kleineren Stadt gibt es Ampeln, welche Abby anzeigen muss. So ergab es sich, dass auf dem Heimweg erstmals auch eine Kreuzung mit Ampel eingebaut war. Abby brauchte zwar einen längeren Anlauf, doch sie machte ihre Arbeit letztlich richtig und setzte sich hin, wie es sich bei einer Ampel gehört. Dafür wurde sie natürlich entsprechend belohnt und gelobt.
Sandra versucht immer die positiven und negativen Erfahrungen für einen Hund, also Lob und Tadel, in der Waage zu halten. Sie versucht deshalb auch immer, dass der Hund Erfolgserlebnisse hat, einfach damit er für sich feststellt, "ich bin ein toller Hund, das habe ich gut gemacht". Ohne diese Erlebnisse ist es für den Hund wahrscheinlich genau so wie für den Menschen, nämlich deprimierend. Man muss also, genau wie man einen Hund richtig heftig und überschwänglich Tadeln kann, diesen auch richtig dolle und überschwänglich Loben. Es ist schon faszinierend wie sehr ein Hund sich freuen kann, wenn man ihn richtig heftig lobt.
Wir kamen auch wieder im Park an. Natürlich mussten wir vorher an den Containern vorbei, welche auch diesmal wieder klappten. Ich fühl mich bei solchen Schlenkern manchmal echt wie in der Achterbahn. Hin, gleich wieder zurück ... das ist zu Anfangs sehr schwer, weil man diese ganzen Bewegungen einfach noch nicht im Blut hat.
Ich schirrte Abby aus und wir gingen unsere Runde durch den Park zum Auto, welches dort abgestellt war. Am Ende gab es wieder die schöne Gehorsamsübung mit dem Einsteigen in den Hundeanhänger. Diesmal klappte es nicht so reibungslos, denn Abby wollte nicht so, wie ich das wollte. Sie sprang einfach, ohne das OK von mir abzuwarten, in den Wagen rein. Ich holte sie in diesem Fall wieder raus und meckerte sie auch dementsprechend an. Dann wiederholten wir die Übung, diesmal extra langsam, um Abby ein wenig zappeln zu lassen. Nun klappte es einwandfrei.
Solche Übungen haben dann besonderst viel Sinn, wenn jemand Sehendes dabei ist. Als Beispiel, zur besseren Erklärung:
Ich gehe mit Abby und jemand anderen, Sehenden, spazieren und wir haben die Möglichkeit Abby Freilauf zu geben. Sie rennt ein wenig weiter weg und schnüffelt sich dort fest, oder spielt mit einem Hund. Natürlich hört Abby in dem Moment nicht so, wie sie unter anderen Bedingungen hören würde. Nun rufe ich sie meinetwegen zwei oder drei Mal, sie denkt aber nicht daran zu kommen. In diesem Fall könnte ich mit meiner sehenden Begleitung zu Abby hingehen und ihr zeigen, dass es nicht richtig ist. Sie bekommt dann einen Anrummser und muss als Strafe an die Leine. Wenn nun einige Zeit später, eine ähnliche Situation kommen würde, so denkt Abby sicher schneller daran auch zurück zu kommen, wenn ich sie rufe. Denn sie weiß ja nicht, dass ich beim letzten Mal nur durch die sehende Begleitung zu ihr kam und es diesmal nicht könnte. Natürlich läuft man Gefahr, dass der Hund irgendwann spitz bekommt, das manche Aktionen besser funktionieren, wenn der Halter alleine ist. Es schadet jedoch nichts, sehende Hilfe auch mal zu nutzen.
In der Pension angekommen lege ich mich diesmal hin, nachdem wir uns von Sandra verabschiedet hatten. Abby war auch schon kaputt und tat es mir gleich. Der morgendliche Snack ist ihr scheinbar nicht wirklich gut bekommen, denn irgendwann hörte ich Abby neben mir würgen, sie erbrach sich dann erst einmal. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, wiederholte sie das einige Male. Kaum war ich mit dem Aufwischen des ersten Erbrochenem fertig, erbrach sie sich in die nächste Ecke, welche ich dann schleunigst reinigte. Ich probierte ihr beizubringen in das Klo zu brechen, aber sie zierte sich davor und ich schaffte es nicht wirklich. Mit Klopapier versuchte ich das gekotzte aufzuwischen, was nicht wirklich funktioniert, da es fast nur flüssig, also Spucke etc. war. Scheinbar hat sie das nicht vertragen, was sie am Morgen in sich reinschlang.
Nun kam auch Sandra und wir berieten uns. Ich erzähle ihr von Abbys Frühstück und dass sie sich das alles wohl noch mal durch den Kopf gehen lassen hatte. Da wir schlecht feststellen konnten, ob Abby auch Bauchschmerzen hat und daher unkonzentrierter war, hatte Abby für diesen Nachmittag frei bekommen. Wir entschieden uns also für einen ruhigen Nachmittag.
Damit die Zeit sinnvoll genutzt wird, entschieden wir uns für eine gemütliche runde im Garten und einer kleinen Einweisung in der Fellpflege. Sandra zeigte mir, wie man am Besten das Fell erst durchkämmt und später bürstet. Abby legt sich ja bei jeder Gelegenheit gern hin, so dass man hier auf Zack sein muss, damit das nicht geschieht. Als Abby der Bauch gestriegelt wird, schließt sie die Augen und genießt sichtlich, es fehlte lediglich noch ein genüssliches Grunzen ...
Nachdem wir die Fellpflege besprochen und durchgeführt hatten, machten wir es uns bequem und plauderten noch ein wenig. Abby ging durch den Garten, wobei sie durch ihre Glocke meist zu hören war und legte sich am Ende irgendwo hin, wo es ihr gerade gefiel. Schönes Wetter war es ja, daher hat das auch irgendwie gepasst.
Abby ist ein recht faules Tier und somit war die Ruhe, welche herrschte, nicht verwunderlich. Nach einiger Zeit wunderten wir uns jedoch über die Ruhe, die auch dann über dem Garten lag, wenn Abby sich bewegte. Wir schauten uns die Sache näher an und stellten fest, das Abby ihre Glocke wohl satt gehabt und sich entschieden hat, diesen blöden Klöppel auszubauen und ihn zu verstecken. Auf jeden Fall war er weg, und das am vierten Tag. Nun musste ich, bis zum nächsten Tag, ohne Glocke horchen, wo Abby gerade ist. Nun ja, man lernt ja nie aus.
Nach einiger Zeit und vielen Geschichten und anderen Unterhaltungen, wie z. B. das wir vergessen hatten, in die Tierhandlung zu gehen, verabschiedete ich mich von Sandra und Abby und ich machten es uns noch mal bequem. Kurze Zeit später gingen wir dann zum Essen. Diesmal liefen wir wieder ein paar Meter zu weit nach rechts, fanden den Eingang aber Letztlich doch recht schnell.
Ich aß und trank, Abby war wieder total brav, man hätte sie fast vergessen können, so ruhig war sie. Aber sie zu vergessen, das geht wiederum nicht. Dazu ist sie viel zu lieb und, wie sagt Sandra immer so schön: "Du bist eine Marke!".
Nach dem Essen ging es nach Hause, also zurück ins Zimmer. Da es der letzte Abend in der Pension war, wäre es ja schön gewesen, wenn wir den Eingang gleich gefunden hätten. Aber andererseits ist es auch nicht schlimm, sich am letzten Abend noch einmal genauer umzusehen. In diesem Fall schauten wir beide uns noch ein wenig genauer um. Abby lief gleich zu Anfang fast richtig, doch dort, wo sie hielt, war kein Eingang, sondern nur ein Auto. Also gingen wir ein wenig weiter nach links, wo sie dann einen Eingang fand, jedoch war das der gleiche falsche Eingang, wie einige Tage zuvor. Da ich wusste, dass dieser Eingang links von dem Eingang lag, den wir zu erreichen versuchten, gingen wir wieder nach Rechts. Das Ergebnis war am Ende das gleiche, Abby stoppte, aber dort war kein Eingang, sondern ein Auto. Abby und ich waren sichtlich verwirrt und hatten bereits eine Ehrenrunde gedreht. Kurze Zeit darauf kam ein anderer Gast der Gaststätte, der mir mitteilte, dass das Auto genau vor dem Eingang parkt. Jetzt macht die ganze Sache wieder Sinn, dachte ich mir. Einige Sekunden später waren wir auch schon im Zimmer,.
Nach einer kleinen Pause gingen wir noch die abendliche Runde im Garten. Diesmal ganz ruhig und gemütlich. Als wir wieder im Zimmer waren, packte ich langsam meine Sachen, denn am Freitag ging es dann wirklich los.
Die Einweisung zu Hause, ist der wirkliche Anfang, denn dort muss man sein Leben, und das des Hundes, in Einklang bringen. Erst hier müssen die bereits erwähnten Gewohnheiten gebrochen werden, denn erst hier, ist man in seiner bekannten Umgebung.
Diese Nacht brachte ebenfalls mehr Schlaf, als die vorigen. Es ging also Stück für Stück besser. Doch schossen mir wieder viele Bilder und Gedanken durch den Kopf, denn der zweite Teil begann ...